Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne weit abseits der Hauptsaison verreise – einerseits, weil das oft sehr viel günstiger ist, und andererseits, weil man so die Chance bekommt, viele Destinationen in Ruhe und nicht umströmt von Touristenmassen zu erkunden. Im Dezember 2024 haben wir uns deshalb auf der Suche nach einem Ausweg aus dem nasskalten Bayerischen Wetter für Malta entschieden – und ich möchte nun davon berichten und ein Fazit ziehen, ob sich Malta als Winterdestination lohnt.
Malta verspricht mit seiner geographischen Lage und interessanten Geschichte eine einzigartige kulturelle Erfahrung irgendwo zwischen Italien, Nordafrika und Großbritannien. Auch landschaftlich hat der Inselstaat seiner kleinen Fläche zum Trotz durchaus einiges zu bieten. Gleichzeitig hat man eine reelle Chance, tatsächlich den Großteil der Insel sowie ihre Nachbarinsel Gozo in einer Woche zu sehen. Und obwohl Malta im Mittelmeer liegt, ist es keine klassische Strandurlaub-Destination – vielversprechende Voraussetzungen für einen kurzen Winterurlaub.
Genau genommen hatten wir diese Reise Anfang Dezember bereits ein Jahr früher geplant, dummerwese ist der Trip allerdings den völlig unerwarteten Schneemassen zum Opfer gefallen, wegen denen der Flughafen München mehrere Tage praktisch vollständig geschlossen war. Klingt extrem? Ja, aber naja, seht selbst. Aus diesem Grund verschob sich der Trip deshalb auf den nächsten Dezember, wo wir etwas mehr Glück mit dem Wetter hatten. Und so ging es los, mit einem Airbus A320neo von KM Malta Airlines aus München in Richtung Malta. Der Flug war angenehm, die Crew freundlich und zuvorkommend und die Aussicht aus dem Fenster schön. Wir bekamen sogar einen Blick auf Venedig, der auf dem Smartphone-Foto aber leider nicht besonders gut rüber kommt.
In Malta gelandet stellten wir schnell und mit großer Freude fest, dass das Wetter angenehm warm war – die Lufttemperatur bewegte sich im Bereich um 15 Grad, aber in der Sonne fühlte es sich richtig angenehm an. Wir hatten für unseren Aufenthalt einen Mietwagen gebucht, da dieser extrem günstig war (54€ für die Woche mit Vollkasko-Versicherung), was sich letztendlich als Fluch und Segen zugleich herausstellen würde – dazu aber später noch mehr – die Frage „Mietwagen oder nicht“ ist auf Malta wahrlich nicht trivial. Auf jeden Fall dürft ihr nicht vergessen, dass auf Malta Linksverkehr herrscht, für unerfahrene Fahrer wäre das also schonmal eine gewisse Hürde. Apropos Linksverkehr: Auf Malta sind auch die britischen Stromstecker in Gebrauch, denkt also daran, dass ihr einen Adapter braucht (wir haben das vergessen bzw. uns ist es erst am Flughafen in München eingefallen)!
Als Hotel hatten wir das „Aparthotel Adagio Malta Central“ gewählt und für 6 Nächte zu zweit 270€ bezahlt – und gerade in Anbetracht dieses Preises waren wir sehr zufrieden! Generell würde ich mir wünschen, dass Aparthotels weiter verbreitet wären, da das eigentlich die ethisch bessere Alternative zu AirBnBs ist – aber das ist eine Diskussion für ein anderes Mal. Da es schon relativ spät war, wollten wir in der Nähe des Hotels etwas zu Essen finden, und wurden gleich schräg gegenüber fündig, beim „King’s Gate Gastropub“, welcher sich im „Kingsgate House“ befindet (merkt man den britischen Einfluss?). Im Pub herrschte eine tolle Atmosphäre und ich habe dort die bis heute besten Nachos gehabt, die ich je gegessen habe! Ich kann den Pub also nur empfehlen. Übrigens kann man dort auch zum Mitnehmen bestellen, falls es also mal voll sein sollte und ihr in der Nähe wohnt ist das eine tolle Option – wir haben davon noch ein paar mal Gebrauch gemacht.
Am nächsten Tag war unser erstes Ziel die Rotunde von Mosta. Dabei handelt es sich um eine katholische Kirche aus dem späten 19. Jahrhundert mit einer beeindruckenden großen Kuppel, auf die man natürlich hinaufsteigen kann. Interessant an diesem Ort ist auch, dass die Kuppel während des 2. Weltkriegs von einer deutschen Fliegerbombe getroffen wurde, die jedoch nicht explodierte, sondern nur die Kuppel durchschlug – eine Replik der Bombe kann man noch heute in der Kirche besichtigen. Es gibt Parkplätze direkt an der Kirche, diese waren jedoch alle belegt – wir mussten uns also eine Weile auf Parkplatzsuche begeben.
Anschließend fuhren wir weiter nach Mdina. Diese einstige Hauptstadt der Insel liegt auf einem Hochplateau, was einem den Ausblick auf nahezu die gesamte Insel ermöglicht – taktisch natürlich extrem vorteilhaft, was auch erklärt, weshalb dies ursprünglich die Hauptstadt der Insel war. Allerdings wurde bald der Platz zu klein, weshalb Mdina irgendwann den Titel der Hauptstadt abgeben musste und zunehmend in der Bedeutungslosigkeit versank. Heute hat der Ort nur noch etwas über 200 Einwohner, ist aber dafür zu einem beliebten Tourismusziel geworden – nicht verwunderlich, denn in der Stadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, an wenigen anderen Orten findet man noch ein derart unverändertes mittelalterliches Stadtbild vor. Nicht umsonst diente das Tor von Mdina in der Serie Game of Thrones als Stadttor von Königsmund. Alleine schon das Stadtbild ist demzufolge sehr sehenswert – und auch wenn selbst im Dezember hier einige Besucher unterwegs waren, so hatten wir doch genug Freiraum, um die Umgebung einfach in Ruhe auf uns wirken zu lassen.
Wenn man durch die Stadt schlendert, landet man früher oder später zwangsläufig auf dem „Pjazza San Pawl„, dem einzigen großen freien Platz in Mdina. Dort befindet sich die gleichnamige Kathedrale („Katidral ta’ San Pawl„), welche die älteste Kirche Maltas und durchaus sehenswert ist, allerdings benötigt man zur Besichtigung ein Ticket. Im Ticket immer inbegriffen ist auch das daneben liegende Museum, in dem man einige sakrale Objekte und Kunst besichtigen kann – in Kombination lohnt sich der Besuch. Das kleine Highlight am Pjazza San Pawl war für uns jedoch die „Casa Gourgion„, ein privates Adelshaus aus dem 19. Jahrhundert, welches (anscheinend sehr zum Ärgernis der damaligen Bewohner von Mdina) seinerzeit von einem lokalen Adeligen im Neogotischen Stil errichtet wurde. Auch dieser Ort kostet Eintritt, allerdings erhält man einen tollen Blick in das wirklich ansprechend eingerichtete Haus und die Lebensweise des damaligen Bewohners. Zusätzlich hat man von der Dachterasse auch einen schönen Blick auf die Kathedrale und die Dächer von Mdina.
Ein weiteres und deutlich älteres Herrenhaus, welches sich nicht weit vom Pjazza San Pawl befindet, ist der „Palazzo Falson„. Auch dieses kann man besichtigen, und durch das höhere Alter setzt es sich stilistisch auch deutlich von der eben erwähnten Casa Gourgion ab. Der eigentliche Geheimtipp an diesem Ort ist jedoch das „Cafe Gustav„, welches sich im oder besser auf dem Dach des Palazzos befindet. Dadurch ist es leicht zu übersehen, und bietet den Rezensionen nach auch im Sommer, wenn die Gassen der Stadt mit Besuchern überfüllt sind, einen angenehmen Ort der Ruhe, an dem man bei schöner Aussicht auch gutes Essen und Trinken genießen kann. Ein Ticket für den Palazzo ist für den Besuch des Cafes übrigens nicht notwendig, wenn ihr ins Cafe möchtet, müsst ihr das nur am Empfang sagen und dann werdet ihr hineingelassen. Von hier, aber auch von dem naheliegenden Aussichtspunkt an der Stadtmauer, habt ihr einen Blick auf weite Teile Maltas.
Anschließend fuhren wir gegen Abend noch zu den „Dingli Cliffs„, eigentlich in der Hoffnung, dort einen schönen Sonnenuntergang sehen zu können. Auf Malta gibt es zwar an einigen Stellen Klippen, die Dingli Cliffs sind mit 250 Metern über dem Mittelmeer jedoch am höchsten. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, aber dennoch ist die Aussicht aufs Meer von den Klippen beeindruckend und einen Blick wert. Der Ort ist bei Google als „Viewpoint“ markiert und es gibt sogar eine Bushaltestelle in der Nähe, sofern man ohne Auto unterwegs ist. Man kann bis ganz nach vorne an die Klippen laufen, allerdings sollte man gut zu Fuß sein und mit Kindern würde ich es auch nicht empfehlen. Und falls ihr mehr Glück mit den Wolken habt, sollte man von dort aus auch einen tollen Blick auf die untergehende Sonne bekommen können.
Der zweite Tag unseres Aufenthalts war Valletta, der Hauptstadt Maltas, gewidmnet. In die Stadt kann man als Besucher nicht mit dem Auto fahren (und selbst wenn man es dürfte würde ich es nicht empfehlen), es gibt aber große kostenpflichtige Parkplätze vor der Stadt. Valletta wurde im 16. Jahrhundert von den Rittern des Malteserordens als Festungsstadt gegründet, weshalb die Stadt von alten Festungsanlagen umgeben und sogar untergraben ist – letzterer Punkt war auch unsere erste Anlaufstelle gleich am Morgen, denn wer mich kennt weiß, dass ich mir jegliche Art von Höhlen nicht entgehen lassen kann (weird, I know). Zuletzt wurden die Tunnel unter Valletta während des zweiten Weltkriegs benutzt und um kellerartige Räume erweitert, als viele Bewohner Maltas gezwungen waren, vor der Bombardierung der Insel in den Untergrund zu fliehen, aber eigentlich ist die Anlage viel älter und wurde ebenfalls bereits von den Rittern des Malteserorden gegraben. Denen diente das künstliche Höhlensystem nicht nur als Tunnel, sondern auch als Lager und vor allem Wasserspeicher. Die Tunnel lassen sich nur im Rahmen einer Führung besichtigen, die ihr bei Heritage Malta buchen könnt. Wir hatten einen sehr netten Führer, der uns viele interessante Details zur Geschichte der Tunnel und der Stadt selbst erzählen konnte. Generell sind die Malteser sehr stolz, nie von einer fremden Macht erobert worden zu sein, denn (muss man wissen!) als Napoleon Anstalten machte, mit seinen Truppen auf der Insel zu landen, habe man sich ihm freiwillig angeschlossen und später, als er anfing die Schätze der Insel zu plündern, habe man sich stattdessen dem Britischen Empire angeschlossen, welches dann im Gegenzug Napoleons Truppen von der Insel warf.
Anschließend liefen wir weiter zum „Grand Master’s Palace„, welcher auch heute noch der Sitz des Präsidenten von Malta ist. Teile des Palasts, darunter vor allem die Waffenkammer und die „State Rooms“, sind (außer zu offiziellen Staatsanlässen) der Öffentlichkeit zugänglich. Die Räumlichkeiten des Palasts sind durchaus beeindruckend, allerdings war ein Teil zum Zeitpunkt unseres Besuchs leider wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war es auch nicht zu voll und man konnte die Räumlichkeiten in Ruhe auf sich wirken lassen, allerdings ist der Palast einer der am häufigsten besuchten Attraktionen Maltas, weshalb das in der Hauptsaison sicherlich anders aussieht. Insgesamt muss ich doch sagen, dass es in Valletta eindrucksvollere Dinge zu sehen gibt, als den Palast – und eins davon folgt nun.
Unweit des Palasts liegt auch die „St. John’s Co-Cathedral„, ein von außen nahezu unscheinbarer aber dafür von innen mit Opulenz nahezu überladener Kirchenbau. Ein markantes Merkmal der Kathedrale sind die an ihrer Seite angeordneten Kapellen, die jeweils Nationen zugeordnet sind, deren Landsmänner im Johanniterorden dienten, darunter natürlich wichtige Nationen wie das Königreich Bayern und eher weniger wichtige wie Deutschland 😉 Der Eintritt kostet auch hier, allerdings ist das in Anbetracht dessen, was es hier alles zu sehen gibt, meiner Meinung nach vollkommen fair. Allerdings mussten wir trotz der Jahreszeit hier ein paar Minuten anstehen, ich will mir daher nicht ausmalen, wie es im Sommer aussehen mag.
Kommen wir aber als nächstes zu meinem persönlichen Highlight in Valletta: die „Casa Rocca Piccola„. Hierbei handelt es sich um den Wohnsitz einer alten maltesischen Adelsfamilie, und auf den ersten Blick könnte man meinen, hier einen ähnlichen Ort vorzufinden wie in den beiden alten Adelshäusern in Mdina, von denen ich bereits weiter oben geschrieben habe. Das ist jedoch nicht der Fall, denn dieses Haus sticht nicht nur durch seine Größe und die Menge der darin enthaltenen historischen Artefakte hervor, sondern auch durch die Präsentation: einerseits ist es nach wie vor von der Familie bewohnt, und andererseits fühlt es sich wirklich weniger wie ein Museum an, sondern mehr als wenn man dort zu Besuch wäre. Dazu trägt bei, dass es quasi keine Absperrbänder oder Begrenzungen gibt und man sich somit nahezu frei im Gebäude bewegen kann, aber auch die Einrichtung ist heimelig und einladend – so war man bei unserem Besuch gerade dabei, den Weihnachsbaum zu schmücken und im offenen Kamin brannte ein echtes Feuer. Am meisten beeindruckt hat mich aber, dass das Familienoberhaupt selbst, Baron Nicholas, dort auch anzutreffen war und einige Minuten sehr nett mit uns plauderte. Dabei teilte er Geschichten zu ein paar der unzähligen Gegenständen im Haus und es erweckte den Anschein, als wenn er wirklich zu jedem Artefakt, Foto oder Gemälde eine Geschichte zu erzählen hätte. Einen Besuch hier würde ich keinesfalls auslassen. Wer möchte (und es sich leisten kann) kann übrigens hier auch übernachten, das Haus beinhaltet auch ein BnB mit mehreren Zimmern.
Wie ich bereits geschrieben habe, war Valletta schon immer eine Festungsstadt, und auch heute noch wird das Ende der Halbinsel, auf der Valletta liegt, von einem großen Fort dominiert, dem „Fort St. Elmo„. Obwohl es bereits im 17. Jahrhundert errichtet wurde, wurde es bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg parktisch durchgehend als Verteidigungsanlage genutzt und dementsprechend immer wieder modernisiert oder (nach abgewehrten Belagerungen) wieder aufgebaut. Teile des Forts sind als das „National War Museum“ der Öffentlichkeit zugänglich, und wer sich für die (sehr turbulente) militärische Geschichte Maltas interessiert, der kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten, das Museum bereitet diese sehr gut auf. Aber auch sonst kann sich der Eintritt (10€) ins Fort lohnen, da man von dort eine schöne Aussicht auf die Bucht des „Grand Harbour“ hat, die man in dieser Form an keiner anderen Stelle bekommt.
Und wo wir gerade beim Hafen sind, im Anschluss sind wir noch an der Hafenmauer entlang zum Kreuzfahrtschiff-Terminal gelaufen, wo auch gerade ein großes Kreuzfahrtschiff abgelegt hat. Wahrscheinlich ist es hier sehr voll wenn gerade die Passagiere von oder an Bord gehen, aber da das Schiff ja gerade abgelegt hatte konnten wir uns in Ruhe hinsetzen und einen Kaffee am Hafen trinken (denn wenn es irgendwo einen Starbucks gibt, muss meine bessere Hälfte dort hin).
Am nächsten Tag musste ich leider (online) arbeiten, weshalb wir erst gegen Abend nochmal nach Valletta gefahren sind. Es hatte an diesem Tag allerdings ohnehin kein besonders schönes Wetter – die engen Gassen Vallettas hält das aber nicht davon ab, sehr stimmungsvoll zu sein.
Am vorletzten Tag ging es zuerst nach Marsaxlokk, ein unglaublich malerisches Fischerdorf, bekannt für seine Bucht voll mit traditionellen bunt bemalten Booten. Außerdem findet hier an der Hafenpromenade anscheinend zumindest in der wärmeren Jahreszeit täglich ein Markt statt, von diesem fehlte jedoch bei unserem Besuch leider jede Spur. Dennoch (oder gerade auch deswegen) lud der Hafen zum verweilen und bestaunen ein. An dieser Stelle ist jedoch eine Warnung angebracht: Ihr werdet dort im Hafen einen hübsch aussehenden und hell erleuchteten Stand mit einer großen Anzahl an angeblich traditionellen Maltesischen Gebäckstücken finden. Es sieht auch alles sehr appetitlich aus und eventuell bietet man euch sogar etwas Pistaziencreme oder ähnliches als gratis Kostprobe an. Kauft dort nicht. Leider übersahen wir die Warnzeichen wie die nirgends ausgeschilderten Preise und erwarben drei kleine Gebäckstücke, die wie sich anschließend herausstellte 5€ das Stück kosteten – das war aber noch nicht einmal das Problem. Das zeigte sich, als ich versuchte, mein Nutellaröllchen zu essen, das nicht nach Nutella, sondern nach ranzigem Backfett schmeckte. Tatsächlich wurde mir daraufhin sofort schlecht und ich fühlte mich auch den Rest des Tages unwohl. Ich kann also nur jedem Besucher raten: tut euch das nicht an. Ich bin normalerweise der erste, der empfiehlt, lieber lokale Produkte zu kaufen, aber ihr werdet mit dem Gebäck des nebenan liegenden Costa Coffee definitiv sehr viel glücklicher werden. Und wer einen Blick auf die Rezensionen bei Google wirft wird auch sehr schnell feststellen, dass dies kein Einzelfall war.
Am Hafen liegt auch die Kirche „Santwarju tal-Madonna ta’ Pompei“ („Our Lady of Pompei“), die einen Blick wert ist, wenn ihr ohnehin schon dort seid.
Anschließend hatten wir gehofft, eventuell eine Bootsfahrt in die „Blaue Grotte“ machen zu können, allerdings sind diese immer sehr wetterabhängig und mit dem recht wechselhaften und vor allem windigen Wetter stand zu befürchten, dass es an diesem Tag keine Bootsfahrten geben würde, was sich dann auch leider bewahrheitete (andererseits, für meinen Magen war das wahrscheinlich die bessere Variante). Dennoch gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen Blick auf die Grotte bekommen kann, den wir daraufhin natürlich besucht haben. Unweit des Aussichtspunktes liegt der kleine Ort, von dem die Bootsfahrten üblicherweise ablegen würden, aber man kann hier auch baden gehen (im Dezember allerdings nur für hartgesottene) oder einfach den Blick aufs Meer genießen.
Unser letzter Tag auf Malta war schließlich der Nachbarinsel Gozo gewidmet. Sie ist der größte Nachbar der Hauptinsel, was sie allerdings aufgrund der ohnehin bereits geringen Größe Maltas nicht besonders riesig macht – jedoch ist Gozo wunderschön und im Sommer wohl auch viel weniger überlaufen als die Hauptinsel selbst. Zwischen den Inseln verkehrt regelmäßig eine Fähre, für die man auch mit dem Auto keinerlei Reservierung benötigt – es empfiehlt sich lediglich, vorher den Fahrplan zu überprüfen.
Eingangs schrieb ich, dass Malta keine Stranddestination sei – und das stimmt natürlich. Dennoch besitzt Malta zumindest einen schönen (Bade-)Strand, der sich jedoch nicht auf der Hauptinsel, sondern auf Gozo befindet: die Rede ist von Ramla Bay. Zum Baden war es natürlich zu kalt, aber dennoch haben wir diesem Ort einen Besuch abgestattet. Die Bucht ist umgeben von Sanddünen und zeichnet sich durch ihren rötlich gefärbten Sand aus. Außerdem befindet sich oberhalb des Strands die so genannte „Kalypsogrotte“, in der Odysseus gelebt haben soll – diese ist jedoch leider nicht mehr begehbar.
Anschließend fuhren wir in den Ort „Xagħra“, in dem sich unter anderem der Ġgantija-Tempel befindet. Dabei handelt es sich um eine über 5000 Jahre alte übergroße Anlage aus Stein, die vor ihrer Wiederentdeckung und touristischen Erschließung lange vergessen vor sich hin schlummerte. Heute geht man davon aus, dass hier die ersten Menschen auf Malta gelebt haben müssen. Zur Anlage gehört auch ein Museum, welches Jahrtausende alte Fundstücke aus der Region zeigt und versucht, die Geschichte der ehemaligen Bewohner der Region zu rekonstruieren – wobei noch einiges unbekannt ist, so weiß man tatsächlich nicht, was mit der Zivilisation, die den Tempel erbaute, geschah. Die Aufbereitung ist dabei durchaus interessant und ansprechend gestaltet, ohne dass man hier allzu viel Zeit im Museum verbringen muss.
Unser nächstes Ziel waren die „Xwejni Salt Pans“, aber auf dem Weg dorthin hielten wir zunächst in Marsalforn an, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Der Ort befindet sich an einer hübschen Bucht und hat sogar einen kleinen Strand mit Strandpromenade, der im Sommer sicher ein angenehmer Ort zum schwimmen und am Meer sitzen ist – im Dezember aber natürlich weniger, und zusätzlich spritzten die Wellen durch die Flut und den starken Wind über die Hafenmauer bis nach oben auf die Straße. Dennoch fanden wir hier nicht weit entfernt vom Wasser ein kleines Kaffee mit dem Namen „Coffee Circus Joy„, in das wir einkehrten – zum Glück, denn dieser Ort ist dadurch zu meinem absoluten Geheimtipp auf Gozo geworden. Das Kaffee wird von einem älteren britischen Paar geführt und geht eindeutig in die Hippie-Richtung, wodurch alles auf der Karte vegan ist, was man aber geschmacklich nicht merkt (was als Lob gedacht ist!). Das besondere dabei ist aber der Service – ich habe keine britischen Großeltern, aber wenn ich welche hätte, dann würde ich mir so einen Besuch bei ihnen vorstellen. Wir wurden absolut reizend umsorgt und waren beinahe unglücklich, nur einen einzigen Tag auf Gozo zu sein, weil wir hier ansonsten definitiv mehrmals hingegangen wären. Der Coffee Circus Joy ist also meine ganz klare Empfehlung für einen Kaffee und einen Snack auf Gozo.
Die Xwejni Salt Pans sind kleine Wasserbecken, die bereits zur Römerzeit angelegt wurden und in den Sommermonaten auch heute noch zur Salzgewinnung genutzt werden. An der Straße liegen auch diverse kleine Läden, die das dort gewonnene Salz verkaufen. Die Salt Pans liegen in der malerischen Xwejni Bay, in der man im Sommer sogar schwimmen kann.
Als letztes fuhren wir anschließend noch zu den Sanap Cliffs auf der anderen Seite der Insel, in der Hoffnung vielleicht dieses mal einen Sonnenuntergang sehen zu können – aber auch dieses mal hatten die Wolken andere Pläne. Dennoch sind die Klippen auch hier sehr beeindruckend und man kann (sofern man sich denn traut) bis unmittelbar ans Ende laufen, auch wenn wir in Anbetracht des sehr starken Winds lieber etwas Sicherheitsabstand zum Abgrund ließen. Leider neigte sich damit unser Besuch auf Gozo (und damit auch unsere Zeit auf Malta) dem Ende zu, und wir machten uns auf den Rückweg nach Mgarr, um die Fähre zurück zur Hauptinsel zu nehmen. Interessanterweise hatten wir dieses mal ein vollkommen anderes Schiff einer griechischen Reederei (vermutlich als Verstärkung gechartert), aber das Schiff fand trotzdem seinen Weg zurück nach Malta und wir landeten nicht plötzlich in der Ägäis 😉
Damit wären wir also schon beim Fazit der Reise und stellen uns die Frage „Kann ich einen Besuch auf Malta im Dezember empfehlen?“. Die Antwort auf diese Frage lautet von meiner Seite ganz klar: Ja!
Natürlich ist Malta im Dezember nicht das richtige Ziel, wenn man baden und am Strand in der Sonne liegen möchte, aber das sollte eigentlich klar sein – und generell gibt es für Strandurlaub schönere Ziele an der italienischen Küste, die geographisch gesehen gar nicht so weit von Malta entfernt liegen. Aber kulturell und landschaftlich ist Malta selbstverständlich auch im Dezember reichhaltig und wunderschön, und man hat viel Ruhe beim Erkunden der Insel, da die Touristenmassen schlicht ausbleiben. Lediglich in Valletta kann es sogar im Dezember stellenweise halbwegs voll werden (vermutlich bedingt durch die Kreuzfahrtschiffe, die dort vor Anker liegen) – ich möchte mir daher eigentlich kaumf vorstellen, wie voll es zur Hauptsaison erst sein muss (Venedig lässt grüßen!).
Eine Frage, die ich eingangs bereits erwähnt habe möchte ich aber noch beantworten, und zwar „Sollte ich auf Malta einen Mietwagen buchen?“. Hier ist die Antwort weniger klar. Die Insel hat ein sehr gutes Bussystem, welches praktisch jeden noch so entlegenen Winkel der Insel erreicht, ein Mietwagen ist also nicht zwingend notwendig, um an all die schönen Orte der Insel zu kommen. Allerdings muss man bedenken, dass das Bussystem sehr zentral von Valletta aus ausgelegt ist, wodurch es durchaus sein kann, dass man relativ große Umwege in Kauf nehmen muss. Und zusätzlich brauchen die Busse selbstverständlich auch deutlich länger, weil sie an vielen Orten anhalten und die Frequenz kann gerade an den abgelegeneren Orten der Insel auch mal mehrere Stunden betragen. Unser Reiseplan wirkt auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so voll, aber ich muss dennoch dazu sagen: ohne Mietwagen wäre er in dieser Form nicht umsetzbar gewesen, bzw. wir hätten unsere Zeit an den einzelnen Stationen streng nach dem Busfahrplan richten müssen.
Also eine klare Empfehlung zum Mietwagen? Jein. Bedenkt, dass auf Malta Linksverkehr herrscht, was für viele an sich schon eine Herausforderung darstellt. Zusätzlich, und das muss man einfach ganz undiplomatisch sagen, bewegt sich der Fahrstil der Einwohner passend zur Lage der Insel irgendwo zwischen Süditalien und Nordafrika – wer aus Deutschland kommt und selten bis nie im Ausland gefahren ist, der wird das als großen Kulturschock wahrnehmen. Ich dachte, dass meine Aufenthalte in Griechenland mich gut vorbereitet hätten, aber Malta stellte sich dann doch nochmal als anderes Level heraus. Empfehlen kann ich einen Mietwagen also wirklich ausschließlich für sichere und erfahrene Autofahrer, die sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Falls ihr euch unsicher seid: Unser Mietwagen war sehr günstig, wir haben mit Versicherung (die unbedingt zu empfehlen ist!) für die ganze Woche 60€ bezahlt. Somit könnte man für ausgewählte Programmpunkte den Mietwagen nehmen, und ansonsten Bus fahren, ohne dabei zu viel Geld aus dem Fenster zu schmeißen.
Einen Tipp habe ich aber noch für alle, die absolut keinen Mietwagen wünschen: Neben den regulären Linienbussen gibt es noch zwei Hop On- Hop Off Busrouten speziell für Touristen, welche die meisten der von uns besuchten Ziele anfahren und eine praktische Alternative zu den Linienbussen sein können, wenn man seinen Reiseplan ein wenig nach den Routen der Busse richtet.
Aber unabhängig davon, welches Fortbewegungsmittel ihr wählt: Malta ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ich hoffe, dieser Reisebericht hat euch gefallen und sage bis zum nächsten Mal!