Smarte Heizungssteuerung mit HomeAssistant und HomeMatic IP – Setup & erste Erfahrungen

„Smarte“ Heizungssteuerung ist wohl eins der ältesten Themen, wenn es um das „intelligente Zuhause“ geht. Auch ich habe mich vor fast 10 Jahren bereits einmal mit dem Thema auseinandergesetzt, jedoch nur mit klassischen Offline-Thermostaten, die sich einzeln programmieren lassen und völlig auf jede externe Konnektivität verzichten. Dabei musste ich jedoch lernen, dass elektronische Thermostate nicht mit allen Heizkörperventilen besonders gut harmonieren – bei alten Heizkörpern bzw. Ventilen können sie durch zu hohen Druck auf den Stift, der das Ventil schließt, dazu führen, dass es mit der Zeit undicht wird (so jedenfalls die Aussage von unserem Heizungsinstallateur). Damit war das Thema für mich erstmal durch, weil ich das nicht riskieren wollte.

Das änderte sich vor einigen Wochen, als bei uns im Haus die alte Ölheizung durch eine neue Wärmepumpe ersetzt wurde, da in diesem Zuge auch die Heizkörperventile leicht ausgetauscht werden konnten, denn schließlich musste ohnehin das ganze Heizungssystem geleert werden. Das Ganze ist durchaus ein spannendes Thema für sich, schließlich genießen Wärmepumpen in Altbauwohnungen mit klassichen Wandheizkörpern (womöglich zu Unrecht) keinen besonders guten Ruf, aber um hier ein sinnvolles Fazit zu ziehen ist es natürlich noch zu früh – das ist also ein Thema für die Zukunft. Durch die nun vorhandenen modernen Heizungsventile waren smarte Thermostate allerdings wieder möglich, und natürlich konnte ich es nicht lassen und habe mich deshalb gleich wieder in das Thema eingearbeitet.

Ein Problem mit Wandheizkörpern in großen Räumen ist, dass es verhältnismäßig schwer sein kann, den Raum auch wirklich gleichmäßig zu erwärmen, insbesondere wenn der Heizkörper sich in einer Nische oder hinter Möbeln befindet und dessen unmittelbare Umgebung dadurch in der Regel deutlich wärmer ist als der Rest des Raumes. Hier kann ein externer Temperatursensor helfen, der an anderer Stelle im Raum angebracht wird – was allerdings nur mit modernen Thermostaten funktioniert, die irgendein Funkprotokoll sprechen. Dabei hat man verschiedene zur Auswahl. Mir war wichtig, dass die Thermostate ohne Cloud auskommen und ein dokumentiertes Protokoll sprechen, das die Einbindung in HomeAssistant (oder andere Steuerzentralen) erlaubt.

Eine verbreitete Variante ist hier sicherlich Zigbee, allerdings ist der Markt dahingehend nicht gerade übersichtlich, da jedes Thermostat andere (und mal mehr und mal weniger) Befehle unterstützt – hier lohnt sich ein Blick auf die Dokumentation von Zigbee2MQTT. Was nicht mit Standardparametern klappt (oft z.B. das Übergeben einer extern gemessenen Temperatur), muss bzw. kann man dann mit Automationen bzw. Skripten nachbauen (z.B. indem man dynamisch einen Offset ausrechnet und an das Thermostat übergibt). Das war mir persönlich aber etwas zu viel Bastelei für ein eigentlich recht einfaches Problem. Gelandet bin ich deshalb letztlich beim Homematic IP System von eQ-3. Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, da Homematic IP ein eigenes, proprietäres Funkprotokoll auf 868,3 MHz nutzt, allerdings ist eQ-3 was die Homelab-Community angeht dennoch sehr offen eingestellt. So verkaufen sie selbst den HmIP-RFUSB Stick und veröffentlichen die OpenCCU-Software, die funktionell identisch zu der CCU-Software in den eigenen Offline-Steuerzentralen ist. Darüber hinaus hat das Funkprotokoll auch noch weitere Vorteile wie beispielsweise die deutlich bessere Durchdringung von Wänden, sodass keine taktisch platzierten Zigbee-Steckdosen als Repeater eingebunden werden müssen. Zusätzlich war mir sympathisch, dass es sich bei eQ-3 um ein europäisches bzw. sogar deutsches Unternehmen handelt – natürlich werden die Thermostate in China gefertigt, aber es handelt sich wenigstens um eigens entwickelte Produkte und nicht irgendeinen Whitelabel-Kram. Hier kann aber natürlich jeder seine Prioritäten selbst setzen.

Als HomeAssistant-PC verwende ich einen gebraucht (refurbished) erworbenen HP T640 Thin Client, die Prozedur sollte aber mit jedem anderen PC oder auch einem Raspberry Pi mit Home Assistant OS genau so umsetzbar sein. Bei einem virtualisierten Home Assistant OS muss entsprechend der USB-Stick an die VM durchgereicht werden. Prinzipiell funktioniert das Setup folgendermaßen:

  • OpenCCU Add-on agiert als lokale Steuerzentrale für HomeMatic IP Geräte
  • Der HmIP-RFUSB Stick agiert als Kommunikationsmodul und steckt am HomeAssistant-PC
  • Für das Einbinden der HomeMatic IP Entitäten in HomeAssistant selbst ist die Homematic(IP) Local for OpenCCU Integration zuständig

Im ersten Schritt stecken wir den Stick an den PC und stellen sicher, dass HomeAssistant diesen sehen kann, was man unter Einstellungen > System > Hardware prüfen kann – hier sollten, wenn man nach „eq3“ sucht nun Einträge erscheinen. Das Internet rät hierbei stets dazu, den Stick nicht direkt an einen USB3-Port anzustecken und im Zweifel eine USB2-Verlängerung zu verwenden, ich habe es testweise aber auch direkt an den USB3-Steckplätzen meines Rechners versucht und hatte damit keinerlei Probleme – your mileage may vary.

Als nächstes installieren wir aus dem Add-on Store von Home Assistant die OpenCCU-Erweiterung. Bis vor kurzem hieß diese Erweiterung „RaspberryMatic“, also nicht wundern, falls ihr im Netz teilweise noch auf diesen Namen stoßen solltet. Bei der Einrichtung der OpenCCU werden unter anderem Sicherheitseinstellungen abgefragt, hier empfiehlt es sich, die niedrigste Sicherheitsstufe zu wählen, da sonst die Homematic(IP) Local Integration nicht mit der OpenCCU kommunizieren kann. Keine Sorge, solange euer HomeAssistant-PC nicht direkt aus dem Internet erreichbar ist (was er ohnehin nie sein sollte!) geht hiervon kein Sicherheitsrisiko aus. Sofern ihr aus der Ferne ohne den kostenpflichtigen Dienst von Nabu Casa auf eure HomeAssistant-Umgebung zugreifen wollt, müsst bzw. solltet ihr dies mit einem Reverse Proxy lösen – darum soll es heute aber nicht gehen. Wenn OpenCCU installiert ist, sollte der HmIP-RFUSB Stick unter Einstellungen > Geräte auftauchen.

Als nächstes kann man direkt anfangen, seine Homematic IP Geräte an die CCU anzulernen – diesen Schritt kann man aber auch später jederzeit nachholen, denn sobald die Integration in HomeAssistant installiert ist, werden neu angelernte Geräte automatisch in Homeassistant übertragen. In der Regel sollte das problemlos über den Anlernmodus (ohne manuelles Eintippen von Key und SGTIN) funktionieren.

Damit die Homematic IP Geräte auch in Homeassistant erscheinen, muss nun noch die „Homematic(IP) Local for OpenCCU“-Intergation installiert werden. Hierfür benötigt ihr HACS, welches ihr sehr einfach über das Repository bzw. den Add-On Store installieren könnt, sofern es nicht bereits installiert ist. In HACS sucht ihr dann nach der „Homematic(IP) Local“ Integration und installiert diese. Anschließend muss HomeAssistant neu gestartet werden. Jetzt könnt ihr unter Einstellungen > Geräte & Dienste > Integration hinzufügen die Homematic(IP) Local Integration hinzufügen. Sofern ihr schon Geräte angelernt habt, sollten diese sofort sichtbar sein.

Grundsätzlich könntet ihr nun in HomeAssistant die Geräte direkt ansprechen, allerdings empfehle ich, Zeitpläne stattdessen in der OpenCCU einzurichten. Das hat den Vorteil, dass die Regelung selbst lokal auf den Geräten läuft – für den Fall, dass mit eurem HomeAssistant-Rechner mal etwas nicht funktionieren sollte, läuft die Heizungssteuerung also anhand des zuletzt aktivem Zeitplan einfach weiter. Die Einstellungen je Thermostat könnt ihr in OpenCCU einfach unter Einstellungen > Geräte einrichten. Wenn ihr mehrere Homematic IP Geräte in einem Raum verwenden wollt (seien es mehrere Thermostate, ein zusätzliches Wandthermostat oder Fenstersensoren) empfiehlt es sich, diese über eine Heizungsgruppe in OpenCCU zu verknüpfen. Die so verknüpften Geräte kommunizieren anschließend nicht nur über die CCU miteinander, sondern auch direkt, sodass auch ohne CCU die Wandthermostate und Fenstersensoren weiter die Heizung beeinflussen können. Eine Gruppe legt ihr unter Einstellungen > Gruppe an.

Insgesamt bin ich mit dieser Lösung sehr glücklich. Die Basic-Thermostate sind trotz ihres relativ günstigen Preises recht leise und regeln gut. Allerdings müsst ihr beachten, dass dies nur für die aktuelle Revision des Basic-Thermostats gilt, denn zumindest zum aktuellen Zeitpunkt (Herbst 2025) sind noch zwei verschiedene Versionen des Basic-Thermostats im Umlauf, die sich optisch und auch durch die Modellnummer beide nicht unterscheiden – die neuen lassen sich zumindest in meiner Stichprobe am besten an der Schachtel erkennen, welche dunkel- statt hellblau ist und weniger Text auf der Vorderseite aufweist (beide Schachteln sind auf dem Foto zu Beginn des Posts zu sehen). Die ältere Variante regelt zwar ebensogut, ist aber deutlich lauter. Wer sich an der Optik stört oder noch leisere Thermostate möchte, der kann natürlich auch die höherpreisigen Modelle aus dem Homematic IP Ökosystem in Betracht ziehen.

Ebenfalls ist mir aufgefallen, dass die Thermostate in Verbindung mit einem zusätzlichen Wandthermostat deutlich präziser regeln, als wenn sie alleine betrieben werden – in dem Fall heizen sie für meinen Geschmack teilweise etwas stark über das Ziel hinaus, vermutlich weil die Thermostatlogik davon ausgeht, dass die tatsächliche Temperatur im Raum niedriger ist, als die am Heizkörper gemessene. Dem kann man selbstverständlich über einen Offset gegensteuern, allerdings beeinflusst der auch die angezeigten Temperaturwerte am Thermostat in Home Assistant, wodurch diese dann deutlich zu hoch liegen – das ist aber eher ein Schönheitsfehler.

In jedem Fall ist die grundlegende Einrichtung der Thermostate und anderer Komponenten einfach, und mir gefällt, dass sie im Regelbetrieb theoretisch auch autark ohne CCU agieren können, denn grundlegende Dinge wie Heizung und Licht sollten meiner Meinung nach auch dann grundlegend steuerbar bleiben, wenn die Technologie mal streikt. Insbesondere wenn ihr bis jetzt noch kein bestehendes Ökosystem wie z.B. Zigbee oder Matter zuhause habt würde ich die Homematic IP Thermostate in Verbindung mit HomeAssistant daher durchaus empfehlen.

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